Sexualisierte Gewalt kann überall stattfinden:

  • in der Familie und im nahen sozialen Umfeld
  • im Kindergarten
  • in der Schule und in Jugendeinrichtungen
  • bei Sport und Freizeit
  • am Arbeitsplatz oder auf der Ausbildungsstelle
  • in der Altenpflege
  • in Behinderteneinrichtungen
  • in der Krankenpflege

Kinder und Jugendliche

In allen Bereichen, in denen mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet wird, gibt es - potentielle - Betroffene sexualisierter Gewalt. Täter, die Kinder missbrauchen wollen, suchen Nähe und Kontakt zu Kindern und Jugendlichen. Sie wenden dazu gezielte und ausgefeilte Strategien an. Missbrauch wird in der ganz überwiegenden Zahl der Fälle nicht mit Bonbons auf dem Spielplatz angebahnt und vorbereitet. Die Täter bauen vielmehr schrittweise ein Vertrauens- und Näheverhältnis zu den Kindern und Jugendlichen und häufig auch zu deren Eltern auf. Sie suchen nach Möglichkeiten, Zeit mit den Kindern zu verbringen und bereiten den Missbrauch häufig durch kleinere Grenzüberschreitungen vor.

Erwachsene in strukturellen Abhängigkeitsverhältnissen

Wenn Erwachsene in einer Einrichtung leben oder arbeiten, weil sie Unterstützung benötigen oder besonders schutzbedürftig sind, befinden sie sich in einem strukturellen Abhängigkeitsverhältnis zu den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Einrichtung. Dies gilt auch für teilstationäre oder ambulante Betreuungen. Auch hier besteht die Gefahr des Machtmissbrauchs.

Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen sind z.B. einem wesentlich höheren Risiko sexualisierter Gewalt ausgesetzt als Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt. In Einrichtungen steigt dieses Risiko erneut.

Auch im Bereich der Altenpflege kommt es immer wieder zu sexualisierter Gewalt gegen die dort betreuten Personen. Viele ältere Menschen kommen bereits mit Gewalterfahrung in eine Einrichtung. Dies kann im Pflegekontext zu wiederkehrenden Erinnerungen und Retraumatisierungen führen. Pflegepersonal muss daher mit seiner Macht besonders sensibel umgehen.

Was für alle gilt:

Ein wesentlicher Teil der Täterstrategie ist es, sich das Schweigen der Opfer zu sichern und dafür zu sorgen, dass den Betroffenen nicht geglaubt wird. Den Täterinnen und Täter droht die geringste Gefahr, wenn gerade von ihnen sich niemand vorstellen kann, dass sie „so etwas" tun würden, weil sie so sympathisch, engagiert und kompetent sind, sich so gut mit Kindern und Eltern, den Betreuten und ihren Angehörigen verstehen, weil sie nette und hilfsbereite Kollegen oder Kolleginnen sind ...

Sexualisierte Gewalt kann auch von betreuten Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen gegenüber anderen Personen in der Einrichtung ausgehen.

Keine Einrichtung, kein Verband kann sich in Sicherheit wiegen und von sich behaupten: „Bei uns passiert so etwas nicht". Diese Einstellung verhindert die Wahrnehmung von Grenzverletzungen und ist eine Einladung an Täterinnen und Täter. Immer wieder werden spektakuläre Fälle bekannt, in denen in Einzelfällen oder gar über Jahre hinweg sexueller Missbrauch stattfand und im Nachhinein ein hoher Rechtfertigungsdruck besteht, Anzeichen nicht erkannt und keine Strukturen geschaffen zu haben, sexuelle Übergriffe zu verhindern. Der Imageschaden ist immens - von den Folgen für die Betroffenen einmal ganz abgesehen.

Das Problembewusstsein hinsichtlich sexualisierter Gewalt in Einrichtungen, Institutionen und Verbänden durch haupt- oder ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist deutlich gewachsen. Im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit hat sich hier in den letzten Jahren viel getan (Runder Tisch, Bundeskinderschutzgesetz, Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs ...). Alle Organisationen sind aufgefordert, Strukturen und Bedingungen in ihren Einrichtungen zu schaffen, die die Gefahr von Übergriffen möglichst ausschließen und Handlungskonzepte für Verstöße zu entwickeln. Präventive Konzepte und klare Interventionmaßnahmen sind für jede Organisation ein Gütesiegel.

Um auch in Ihrer Organisation Strukturen und Bedingungen zu schaffen, die sexualisierte Gewalt verhindern und konsequent ahnden, ohne in blinden Aktionismus zu verfallen, bieten wir